Pro Arbeit weiter auf dem Weg

BBJH-Fachtagung 2020 „Zukunft machen II – mit guten Beziehungen am Start“

 

Einiges von dem, was auf der diesjährigen Fachtagung der Ejsa in Pappenheim vermittelt wurde, gehört schon seit längerem zum „Werkzeugkasten“ von Pro Arbeit in Günzburg. Getreu dem Ejsa-Motto „damit keiner verlorengeht!“ stehen die Jugendlichen dort im Mittelpunkt. Was in der stationären Jugendhilfe der „Bezugserzieher“ ist, wird bei Pro Arbeit von allen Mitarbeitern gelebt und geliebt. Denn ohne Spaß an der Arbeit und Mut zum neuen wären die Jugendlichen dort eben nicht so gut aufgehoben wie sie es tatsächlich sind.

Viel zu tun bleibt dennoch: Eine gute Beziehungsarbeit braucht Zeit und viele Zutaten, um die man sich bei Pro Arbeit künftig noch mehr Gedanken machen will. Eine davon heißt Präsenz. Einfach da sein für die jungen Klienten, ihnen zuhören, logisch argumentieren und schließlich nachvollziehbar handeln. Und das immer wieder.

Stichwort Öffentlichkeitsarbeit: Auch das ist Präsenz, so wie dieser Artikel hier. Denn was nutzt die beste Jugendsozialarbeit wenn keiner davon weiß? Der Maßgabe des Paragraphen acht im gleichlautenden Sozialgesetzbuch, ist hingegen nicht immer einfach zu entsprechen. Analog der Jugendhilfe sollen Kinder und Jugendliche „an allen sie betreffenden Entscheidungen“ beteiligt werden, also mitreden dürfen. Was aber macht ein Jugendlicher, der schon seit Monaten keinem geregelten Tagesablauf mehr folgt wenn die Berufsschulpflicht ruft? Hier gibt es keinen Spielraum, um 7:45 Uhr beginnt der Unterricht. Eine schrittweise (wieder-) Eingliederung in das öffentliche Leben wird so nicht leichter. Ob das vorprogrammierte zu spätkommen aus Ängsten und Sorgen genährt wird, bleibt dabei leider zweitrangig.

Eine einfachere Form Mitspracherecht bei Pro Arbeit zu verankern, besteht in Form der Betriebsversammlung schon längst. Dabei ist es egal ob gute oder weniger gute Neuigkeiten besprochen werden: Jeder ist dabei und darf mitreden!

Was in der Jugendhilfe bislang unumgänglich ist, soll bei Pro Arbeit nach und nach zur guten Gewohnheit werden: Negativ besetzte Formulierungen wie zum Beispiel „benachteiligt“, sollen durch positivere, wie etwa „in besonderen Lebenssituationen“ ersetzt werden. Denn, als hätte der junge Mensch noch nicht genug an der Backe, muss er sich nicht auch noch mit solchen Abwertungen beschäftigen.

Zu guter Letzt will Pro Arbeit sich auch im Bereich der Digitalisierung in den kommenden Jahren weiter auf den Stand bringen. Ob es sich um eine gangbare digitale Dokumentation, eine funktionierende und ansprechende Homepage, oder um den Umgang mit brauchbaren Apps handelt spielt dabei keine Rolle. Hauptsache man hat die digitale Welt im Griff und nicht umgekehrt.

Vieles was bei Pro Arbeit tagtäglich passiert ist tatsächlich nicht digital. Da geht es mehr um ein respektvolles miteinander, gegenseitigen Gewinn und Austausch. Das können Maschinen und Computer zum Glück noch nicht.

 

Autor: Volker Witt